18. September 2024

Ein Gespräch mit Dorothee und Martin Kaltenbach

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„Man muss Gelassenheit, Optimismus und einen langen Atem haben”.

Auf der Suche nach den Wurzeln des Rockenberg-Vereins kommt man am Ehepaar Kaltenbach nicht vorbei. Für den Verein sind sie wichtige Zeitzeugen, vielleicht sogar die wichtigsten.

Die erste Frage des Vormittages stellt Herr Kaltenbach selbst: Wissen Sie, wann der Rockenberg-Verein gegründet wurde? Und seine Frau antwortet: Am 18. November 1977. In drei Jahren wird der Verein also 50 Jahre alt!

 

RBV: Bitte berichten Sie doch, wie Sie zum Rockenberg-Verein gekommen sind.

Frau Kaltenbach: Ich wurde gefragt, ob ich beim Gericht in Darmstadt ehrenamtlich als Jugendschöffin tätig sein wollte. Das habe ich ein, zwei Jahre gemacht, vielleicht war es auch länger. Dabei habe ich Herrn Wagner, einen Jugendrichter, kennengelernt. Von dem habe ich viel gelernt, er ist mit uns sogar in die JVA nach Rockenberg gefahren. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Weil ich von der Anstalt so beeindruckt war, habe ich in unserer kirchlichen Gemeinde vorgeschlagen, etwas für die Jugendlichen in Rockenberg zu machen, ihnen zu helfen.

Herr Kaltenbach: Es stellte sich schnell heraus, dass den Gefangenen Päckchen und Einladungen nicht wichtig sind. Wichtig war ihnen Bildung, guter Unterricht. Sie wollten einen Schulabschluss machen. Und dafür hätten sie gern Unterstützung. Der damalige Anstaltsleiter, Herr Böhm, hat uns gesagt: Ihr könnt keine Wunder bewirken. Die Mehrzahl der Jugendlichen sehen wir später wieder. Man muss Gelassenheit, Optimismus und einen langen Atem haben.

Frau Kaltenbach: Wir hatten ja kaum Geld. Ich habe sämtliche mir zugänglichen Firmen angeschrieben, zum Beispiel Fraport, die bis heute noch Gelder zuwendet. Oder die Stadt Dreieich oder Offenbach.

Herr Kaltenbach: Wir hatten auch Projekte. Zum Beispiel Frau Eschweiler. Frau Eschweiler ist einmal in der Woche nach Rockenberg gefahren und hat dort mit den Jungs gelesen oder ihnen vorgelesen. Das hat sie ungefähr zehn Jahre lang gemacht.

Frau Kaltenbach: Ich denke gern an die Weihnachtsfeiern. Dass alle da friedlich gesessen sind und gesungen und Musik gemacht haben. Es war für uns wichtig, die Buchschlager an Rockenberg anzubinden. Einmal im Jahr musste man nach Rockenberg fahren, um persönlichen Kontakt mit den Gefangenen zu haben – und nicht nur, wenn die bei ihnen über die Terrasse einsteigen (lacht). Das waren immer sehr eindrucksvolle Gespräche. Zum Beispiel mit jemandem, der seine Mutter umgebracht hatte.

Lesen Sie hier das gesamte Gespräch:

  Ein Gespräch mit Dorothee und Martin Kaltenbach