RBV: Bitte berichten Sie doch, wie Sie zum Rockenberg-Verein gekommen sind.
Frau Kaltenbach: Ich wurde gefragt, ob ich beim Gericht in Darmstadt ehrenamtlich als Jugendschöffin tätig sein wollte. Das habe ich ein, zwei Jahre gemacht, vielleicht war es auch länger. Dabei habe ich Herrn Wagner, einen Jugendrichter, kennengelernt. Von dem habe ich viel gelernt, er ist mit uns sogar in die JVA nach Rockenberg gefahren. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Weil ich von der Anstalt so beeindruckt war, habe ich in unserer kirchlichen Gemeinde vorgeschlagen, etwas für die Jugendlichen in Rockenberg zu machen, ihnen zu helfen.
Herr Kaltenbach: Es stellte sich schnell heraus, dass den Gefangenen Päckchen und Einladungen nicht wichtig sind. Wichtig war ihnen Bildung, guter Unterricht. Sie wollten einen Schulabschluss machen. Und dafür hätten sie gern Unterstützung. Der damalige Anstaltsleiter, Herr Böhm, hat uns gesagt: Ihr könnt keine Wunder bewirken. Die Mehrzahl der Jugendlichen sehen wir später wieder. Man muss Gelassenheit, Optimismus und einen langen Atem haben.