RV: Was sind die Herausforderungen?
Winter: Man muss sich daran gewöhnen, dass die Jugendlichen, die oft nett und witzig sind und mit denen man regelmäßig und manchmal über einen langen Zeitraum arbeitet, zum Teil wegen schlimmer Taten im Gefängnis sitzen. Taten, die schrecklich sind. Das bekommt man von der Leitung vorher nicht gesagt aber gerüchteweise sickert sowas oft durch und manchmal vertrauen einem die Schüler ihre Taten auch an. Und das ist dann ein Spagat, ein Konflikt, der nicht aufzulösen ist. Ich habe mir angewöhnt, diese Gedanken hinter mir zu lassen, sobald die schwere Metalltüre der JVA hinter mir zugeht. Das ist, glaube ich, wichtig.
RV: Warum haben Sie das all die Jahre gemacht, was ist das Schöne daran, Lerntrainer zu sein?
Winter: Es macht mir einfach Spaß, mit den Jugendlichen zu arbeiten. Viele sind witzig, haben einen speziellen Humor und ich bin mit schwierigen Leuten immer gut zurecht gekommen. Und es ist ein tolles Gefühl, wenn man seine Schüler so vorbereiten kann, dass sie, wenn sie aus dem Gefängnis kommen, eine Chance haben und ihr Leben wieder in den Griff kriegen können. Ich habe 2017 tatsächlich 4 Azubis gehabt, die ihre Ausbildung mit 1 abgeschlossen und danach tolle Jobs gefunden haben. Das ist natürlich die Ausnahme aber es ist einfach schön, etwas so Sinnvolles zu tun.